LITERAIR E-MAGAZINE VOOR NEDERLANDSTALIGE POËZIE

De adventskalender

Een bontgekleurde prent, zo’n plaatje waar kinderogen uren in kunnen dwalen. Met huizen, ramen, deuren. En op elk raam, op elke deur een cijfer, van 1 tot en met 24. De dagen in december voor het kerstfeest. En als je zo’n deurtje, zo’n luik openmaakt, elke dag één, is daarachter iets verborgen. Vroeger plaatjes, later zoetigheid.
Twee jaar geleden schreef ik volgens dit model elke dag een korte tekst, een vignet. Telkens met gefingeerd snoepgoed als thema. Het ging daarbij niet om de smaak, of om de exacte beschrijving, maar om het snoeperige gevoel dat bij het lezen wordt opgewekt. Het was een vorm van écriture automatique, en omdat ik het in een Duitstalige omgeving schreef, was mijn taal door het Duits geïnspireerd, met de nodige associatieve uitstapjes naar belendende talen en culturen, om door middel van deze onscherpte het dromerige aspect te versterken.
Snoepgoed en koekjes vormden het basisthema, omdat de adventstijd van oudsher is verbonden met het bakken van trommelsvol met lekkers. En misschien ook, omdat door de gedachte aan zulke lekkernijen het snelst een verbinding met smikkelen in alle denkbare variaties wordt gelegd.

Adventsbaeckerei:

altmodisches blunzengebaeck mit rosa zuckerglasur
garbstriezel
reusamenhoernchen
ratterfedern (feierliche)
baeuchle voll!

karmominen

karmominen da!
in glas auf der theke,
schliffdeckel daneben
(farbige, federige)
vorsicht bei beruehrung
brennstechen auf finger
und polyfonzetern
fuer erwachsenenstimmen

rautenspeck

rautenspeck
(hellgelb und rosa)
sehr fein gezuckert
wenn zwischen zaehne gezogen
zieht es faeden

raïssaschaum

raïssaschaum
ueberbordend
mengenmaesig massig
rosa flockend wolkend
aus toepfe steigend
substanzig fluffig
kuechentuere fenster aufdrueckend
sich breit machend
ueberquirlend
strassenschluchten fuellend
stadtviertel einhuellend
zuckerwattig gut

oermeln

oermeln!
kennst du sie noch?
die echte gerippte
solche kleine kissenfoermige
pastellfarbige leckerdingen
hart, klebrig
zungenspitzenverwoehnend
alles spaetere sinnliche
vorwegnehmend

kartauserlocken

kartauserlocken
bernsteindurchscheinend sind sie
gotisch gedrechselt
zum anlutschen lang
tropfsteingebilden
aus zuckerhoehlen geerntet
sind sie auf dem markt
geht ein raunen durchs dorf

zimtniesel

braunschneeaehnlich
liegt es flockig
auf buecher, auf hefte
auf tischplatten
es wirbelt hoch bei jeder bewegung
(drin tauchen, wuehlen, besinnungslos?)
zimtniesel
nur an einem tag im ganzen jahr,
bloss welcher?

botterdeern

botterdeern
es sind solche knuesperduenne schmetterlinge
und schraeg drueber geschaut
scheint es eben
alsob sich baeckchen leicht erroeten
in diesem augenblick zubeissen, wirklich, da schmecken sie am besten

wieveken stempeln

aus bretter wird die mulde gestochen
dunkelbraun sind sie nach jahrhundertelanger teig und gewuerzberuehrung
alles hier riecht nach handwerk
der ernst des meisters
die hand die die mengen kennt
das auge, das immerfort die konsistenz prueft
und dann ist es so weit
die masse wird in den mulden gestrichen
und was erst nur noch gelblicher teig war, wandelt sich froehlich in
archaische formen und figuren
reiter sind dabei, stolze haehne
und natuerlich, die roeckenweiber, denn so sagt man es hier: wieveken
stempeln

schabrackenohren

schabrackenohren
spitze gibt es (die helle)
und runde (die dunkle)
teig wird um einem kleinen stab gerollt
und so in hantelfett ausbacken
das innere gefuellt mit einer zarten,
kremigen mischung aus datteln sahnesteif und kandiertem

rochusthaler

rochusthaler
ein netz voll!
achte auf diesen sonderwerten
25 und 2,50 auch
wie sie schmecken?
beiss doch zu
sei nicht schuechtern
(hinweis: besser als florentiner,
ce sont des vrais mendiants)

witwentrost

witwentrost
(volksmund oh volksmund!)
und dabei ist es nicht sosehr form
sondern vielmehr geschmacksache
denn, wer dies einmal im mund hatte
einmal zungenumrundend kostete
will nie mehr was andres
(die originalen kommen aus monschau,
du weisst wohl,
in der packung mit lustigen traumsymbolen)

jultidden

wenn die jultidden aufgetischt werden
ist das ein untrueglisches zeichen dafuer
dass das fest naeher kommt
der fjord zugefroren sein wird
und eine klarheit herrscht
die die glocken vom andern ufer
bis hier klingen laesst
das besondere tischtuch kommt aus der truhe
die stickereien an den balken
noch einmal ein besen durch die bude
draussen wird schnee von stiefel gestampft
ja, gleich kann´s anfangen

marellen

marellen oder labyrinthwaffeln
auch wohl himmel hoellespeis genannt
sehr einfach zu backen und ergiebig
wichtig dieser vanillenteig
und die richtige menge rebhuhneier
(markant: wegen des obligatorischen liedes
marelle marelle, wer trinkt von meiner quelle,
kommt man beim verspeisen von diesen waffeln auf altbewaehrter art,
naemlich vom fach zu fach huepfend,
nicht drum herum, mit vollem mund zu reden!)

rallenbrot

rallenbrot
es ist fremd
aber wer es isst
fuehlt sich
leichtfuessig
oder besser noch
lockerkrallig
und scheint mit gruenen
scharfnaegeligen fuesse
ueber seerosenteiche
zu stapfen
und an schilfhalmen hochzuklettern
ein tiefes rohrdommelsummen im hals
und morgenstille aufs wasser
das plaetschern von riemen
leiseschaukelkahn
erstaunlich
was ein bissen von diesem gebaeck bewirkt!

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